So, nun habe ich endlich mal ein wenig Zeit, um etwas auf meiner Homepage, oder in meinem Blog zu schreiben. Womit ich auch schon beim ersten Problem bin. Was soll ich überhaupt schreiben?
Um die Jahrtausendwende herum wollte ich unbedingt eine eigene Homepage haben und ich entschied mich natürlich für den Namen Nightred. Ein Name der mich seit 1992 begleitete, eine Zeit in der es „cool“ war, einen Nicknamen am Computer oder in Computerspielen zu verwenden. Auch heute ist dies zum Teil so, auch wenn der Trend im Internet eindeutig zum Echtnamen übergeht.
Womit wir auch schon bei einem weiteren Punkt wären, der mich leicht erregt. 😉 Facebook!
Worin genau besteht momentan überhaupt der Sinn einer privaten Homepage? Niedergeschriebene Gedanken in Form eines Artikels können es nicht sein, da jeder bei Bedarf – und manche verspüren scheinbar diesen Bedarf – seinen gesamten Tagesablauf bei Facebook „posten“ kann. Warum sich mit HTML herumärgern, wenn man eine Facebookseite hat? Auch der Platz für eigene Bilder ist auf einer privaten Homepage kein Kriterium mehr. Es tut nicht Not sich mit SQL Datenbanken herumzuärgern, wenn man 1.000 Bilder bei Facebook problemlos hochladen kann.
Warum also für eine Domain und Webspace zahlen, wenn es das bei FB kostenlos gibt. Aber warum ist es überhaupt kostenlos? Ist FB eine gemeinnützige Einrichtung?
Nein, Facebook ist letzten Endes eine Firma. Aber Facebook hat keine großen Fabriken, oder Maschinen. Einen kleinen Fuhrpark vielleicht und das war es. Sie bieten auch eine Waren oder andere Güter feil. Oder doch? Ja, sie haben Daten. Verdammt viele Daten. Unsere Daten.
Viele fragten mich damals warum ich alle Daten aus meinem Profil löschte. Anfangs hatte ich alles brav ausgefüllt. Es fing so harmlos an: Angefangen beim Geschlecht und dem Alter. Welche Filme und Bücher ich mag. Wo wurde ich geboren? Welche Grundschule besuchte ich? Wo absolvierte ich meine Ausbildung? Wo arbeite ich jetzt? Wer sind meine Kollegen und wer gehört zur Familie. Wie lautet meine Adresse und wie ist meine Telefonnummer? Welcher Religion gehöre ich an und wie ist meine politische Gesinnung? Alles versehen mit einem Profilbild das automatisch öffentlich, auch für nicht Facebook Nutzer sichtbar ist.
Aber zurück zur Frage: Warum löschte ich das? Ich habe etwa über 50 Personen in meiner „Freundesliste“. Das ist im Vergleich zu anderen lächerlich wenig. Aber ich kann zumindest behaupten, fast jede Person aus der Liste zumindest einmal im Leben gesehen zu haben. Das sind Kollegen, echte Freunde und Familienangehörige: DIE WISSEN DOCH ALLES SCHON! Warum soll ich meinen Kollegen mitteilen wo ich arbeite? Ich denke die haben bereits eine leise Vermutung! Meine Freunde wissen ganz genau wo ich wohne und wie meine Telefonnummer ist. Und ich mache auch kein Geheimnis aus meiner Religionszugehörigkeit, oder meiner politischen Weltanschauung. Doch aus welchem Grund sollte ich Facebook diese Daten mitteilen und zur Verfügung stellen? Was geht es Facebook an wo ich wohne? Warum wollen die wissen welche Filme ich mag? Ganz einfach – und deshalb ist Facebook kostenlos – sie gelangen so an ein sehr vollständiges Profil von Peter Bail.
Aus diesem Grund löschte ich meine gesamte Chronik und glaubt mir: Das hat ungelogen stundenlang gedauert! Seit ich 2010 das iPhone bekam explodierte meine Chronik (früher Pinnwand) auf Facebook. Ich postete wenn ich einkaufen war, postete es wenn ich bei Mc Donald’s in der Warteschlange stand, oder mit dem Zug unterwegs war. Ich war auf einer Party? Schnell ein Foto von der Bierflasche und an meine Arbeitskollegen auf Facebook senden! Nun, mag mancher denken: Dann sende so was doch nur an Freunde und erstelle Gruppen bei Facebook. Das ist wieder so eine Sache… Facebook schlägt mir sogar Gruppen vor. Die da heißen: Familie, Freunde, Enge Freunde, Bekannte, Arbeitskollegen. Mein Cousin weiß wohl, dass wir verwandt sind und meine Chefin weiß, dass sie meine Vorgesetzte ist.
Warum also soll ich wieder so was preisgeben? Ich habe keine Gruppen bei Facebook! Entweder ich stehe zu meinem Müll und poste es allen Leuten, oder niemanden!
Zumal: Meine Freunde wissen meist, wenn ich auf einer Party war, da sie ja meistens selbst da gewesen sind.
Demnach halte ich es bei Facebook nach einem Sprichwort meiner Großmutter: Mein Name ist Hase und ich weiß von nichts.
Wikipedia: 1854 bat ein Kommilitone den Jurastudenten Karl Victor von Hase in Heidelberg um einen Gefallen: Da jener Kommilitone beim Duell seinen Gegner erschossen hatte, wollte er nun nach Frankreich fliehen. Ihm fehlte jedoch ein Ausweisdokument. Karl Victor von Hase „verlor“ daraufhin seine Studenten-Legitimationskarte, die der Flüchtige „fand“ und nach seinem erfolgreichen Grenzübertritt wiederum „verlor“. Sie wurde abermals gefunden und an das zuständige Universitätsgericht geschickt. Im Zuge der Untersuchung befragte man Karl Victor von Hase und dieser erwiderte: „Mein Name ist Hase, ich verneine die Generalfragen, ich weiß von nichts.“ Die Aussage erlangte rasch Bekanntheit und wurde unter Weglassung des mittleren Teiles zur Redensart.
Schreibe einen Kommentar